Geschlechtsspezifische Krankheiten
Geschlechtsspezifische Krankheiten - ein oft übersehener Unterschied
Nicht alle Körper sind gleich und das zeigt sich auch in der Medizin. Geschlechtsspezifische Krankheiten sind Erkrankungen, die entweder nur bei einem biologischen Geschlecht auftreten (z.B. Prostatakrebs oder Endometriose) oder sich bei Frauen und Männern unterschiedlich äußern, verlaufen oder behandelt werden müssen.
Oft wird dieser Unterschied in der medizinischen Forschung, Diagnose und Therapie zu wenig berücksichtigt. Das hat Folgen für die Versorgung und das Wohlbefinden der Betroffenen.
Auf dieser Seite werfen wir einen genaueren Blick auf ausgewählte Krankheiten und machen sichtbar, warum es geschlechtersensible Medizin braucht

Was heißt „geschlechtersensible Medizin“?
Geschlechtersensible Medizin bedeutet, dass in Forschung, Diagnose, Behandlung und Prävention die biologischen und sozialen Unterschiede zwischen den Geschlechtern bewusst mitgedacht werden.
Das heißt konkret: Frauen und Männer, sowie Inter- und nicht-binäre Personen, können unterschiedliche Symptome zeigen, anders auf Medikamente reagieren oder ein unterschiedliches Risiko für bestimmte Erkrankungen haben. Geschlechtersensible Medizin berücksichtigt diese Unterschiede. Und das nicht als Ausnahme, sondern als festen Bestandteil guter medizinischer Praxis.
Ziel ist es, für alle Geschlechter eine gerechtere, individuell passende Gesundheitsversorgung zu schaffen.
Einflüsse auf die Gesundheit von Frauen
- Gesundheitsverlust durch bestimmte Gesundheitsproblem
- Gesundheitsthemen, die sich auf allgemeines Wohlbefinden auswirken (u.a. Sexuelle Gesundheit, Gewalterfahrungen)
- Krankheiten, an denen Frauen überwiegend versterben
- Krankheiten, an denen Frauen* häufiger oder anders betroffen sind als Männer
- Erkrankungen von Frauen*, zu denen bisher nur Schätzungen und wenig Forschung existieren
- frauenspezifische Belastungen (z.B.: Auswirkungen auf psychische Gesundheit durch Mehrfachbelastung
- frauenspezifische Einschränkungen(z.B.: Einschränkungen durch Menstruationsbeschwerden)
- Auswirkungen durch einen gender-bias in der Forschung, Entwicklung und im Gesunheitssystem
- Zugänge für Mädchen und Frauen zu Beratung und Informationen, die ihre Gesundheit betreffen
(Bundesministerium für soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumschutz, Frauenbericht 2022, S. 31.)
Geschlechtsspezifische Erkrankungen im Überblick
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
… sind bei Frauen* die häufigste Todesursache - über ein Drittel der Sterbefälle geht darauf zurück. Symptome eines Herzinfarktes äußern sich bei Frauen* oft anders als bei Männern, etwa durch Übelkeit oder Rückenschmerzen, was zu verzögerter Diagnostik und damit auch Behandlung führt.
Gynäkologische Erkrankungen
… wie Endometriose, Myome oder das PCO-Syndrom betreffen ausschließlich Frauen*, werden aber oft spät erkannt oder unzureichend behandelt. Besonders Endometriose ist mit langen Diagnosezeiten und starken Einschränkungen der Lebensqualität verbunden.
Muskuloskelettale Erkrankungen
Frauen* sind deutlich häufiger von chronischen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems betroffen: darunter Rückenschmerzen und Arthrose. Über 61% der Frauen* berichten über Rückenschmerzen, im Vergleich zu etwa 55% der Männer.
Chronische Kopfschmerzen
… wie Migräne treten bei Frauen* etwa doppelt so häufig auf wie bei Männern. Hormonelle Schwankungen gelten als zentraler Einflussfaktor.
Psychische Erkrankungen
Frauen* werden häufiger mit Depressionen, Angststörungen und Essstörungen diagnostiziert als Männer. Psychische Erkrankungen bei Frauen* werden teils bagatellisiert oder mit gesellschaftlichen Rollenbildern erklärt statt medizinisch ernst genommen.
Alzheimer-Demenz
Etwa zwei Drittel der Menschen mit Alzheimer-Demenz sind Frauen*, was nicht allein durch die höhere Lebenserwartung erklärbar ist. Es wird vermutet, dass auch hormonelle und genetische Faktoren eine Rolle spielen. Forschung fehlt jedoch.
Diabetes Mellitus
Diabetes betrifft Frauen* anders als Männer: Obwohl Männer häufiger daran erkranken, haben Frauen* mit Diabetes ein höheres relatives Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sterben häufiger daran. Schwangerschaftsdiabetes ist zudem ein frauenspezifisches Risiko mit langfristigen Folgen.
(Vgl. Bundesministerium für soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, S. 33-39.)
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